Hochtechnologien der Raumfahrt als Beitrag zu Sicherheit und Verteidigung

Drei Jahre nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hat sich die Sicherheitslage in Europa massiv verschärft. Der Krieg verdeutlicht die Relevanz souveräner Fähigkeiten sowie den engen Zusammenhang zwischen zivilen und militärischen Technologien.

Es ist dringend erforderlich, technologische Entwicklungen, die in ESA-Programmen stattfinden, stärker als bislang für Anwendungen im Bereich der Sicherheit und Verteidigung zu nutzen, öffentliche Investitionen dadurch zu heben und wertvolle Synergien zu schaffen. Die enge sicherheitspolitische Verflechtung mit den USA unterstreicht die Notwendigkeit, europäische technologische Souveränität zu stärken und transatlantische Abhängigkeiten gezielt zu reduzieren. Angesichts geopolitischer Unsicherheiten ist es essenziell, eigene Fähigkeiten im Bereich der Raumfahrttechnologien auszubauen und Technologien in die Anwendung zu bringen, um kritische Infrastrukturen unabhängig und zuverlässig betreiben zu können. Zahlreiche militärische Anwendungen basieren auf Raumfahrttechnologien, von der hochauflösenden Aufklärung über sichere Kommunikation bis zu präzisen PNT-Signalen für militärische Einsätze. Gerade auch der souveräne und flexible Zugang zum Weltraum stellt eine strategisch wichtige Fähigkeit dar. Aus den gelisteten Raumfahrtprogrammen für die ESA-Ministerratskonferenz 2025 erfüllen viele Programme Sicherheitsfunktionen und sind für Deutschlands Verteidigungsfähigkeit unerlässlich. Dies trifft insbesondere auf folgende Programme zu.

Gebäude von Tesat-Spacecom GmbH & Co. KG in Backnang
Tesat-Spacecom GmbH & Co. KG

TESAT

Das europäische Navigationssystem Galileo bietet exzellente Dienste, ist jedoch anfällig für Störungen und Cyberangriffe. Der Bedarf, die Abhängigkeit von Bodenstationen zu reduzieren, kann durch optische Inter-Satelliten-Kommunikation verringert werden. Ziel ist es, Galileo robuster und autonomer zu machen, um mit GPS gleichzuziehen. Die ESA-Mission OpSTAR soll dies in Europa vorantreiben. Deutschland hat starke Systemkompetenz im Bereich Navigation und sollte OpSTAR bei der nächsten ESA-Ministerratskonferenz unterstützen. Dies würde ermöglichen, Galileo nahezu sechs Monate autonom zu betreiben, was die innere und äußere Sicherheit sowie die Verteidigungsfähigkeit stärkt.

MT Aerospace
MT Aerospace

MT Aerospace

Die Sicherheit und Verteidigung von Europa bedingt einen eigenen Zugang zum All in erheblichem Maße. Die Kontrolle über Kommunikation, Navigation als Datenübertragung muss in Händen Europas liegen und darf nicht fremdgesteuert sein. 

Satelliten ermöglichen verschlüsselte Kommunikation unabhängig von der terrestrischen Infrastruktur. Ebenso liefern Satelliten hochauflösende Daten zur Überwachung von Krisengebieten und militärischen Bewegungen. Navigationssysteme sind unerlässlich für präzise Positionsbestimmungen. Die Trägerrakete Ariane 6 stellt die Positionierung dieser relevanten Satelliten im Weltraum sicher und reduziert damit die Abhängigkeit Europas von anderen Ländern.

ArianeGroup
ArianeGroup

ArianeGroup

System für Weltraumlageüberwachung (SSA/SDA) Helix: Der Weltraumüberwachung kommt heute eine große strategische Bedeutung zu. Was die Erkennung und Überwachung von Objekten im All angeht, verfügt ArianeGroup über eine einzigartige Expertise. Mithilfe eines Netzwerks von weltweit verteilten optischen Beobachtungsstationen liefert der Helix-Dienst äußerst präzise Positionsdaten und Orbit- Bestimmungen von Objekten im All. So können Satelliten und Raumfahrzeuge vor Kollisionen, Störungen oder unerwünschten Annäherungen geschützt werden.

ArianeGroup
ArianeGroup

Extrem leichte, robuste und temperaturbeständige Bauteile aus Faserverbundkeramik werden am ArianeGroup-Standort in Ottobrunn/Taufkirchen hergestellt. Sie fliegen zu Raumsonden, werden in Raketentriebwerken getestet und sollen künftig in Hyperschalltriebwerken eingesetzt werden. Die Spezialisten entwickeln, testen und verarbeiten verschiedene Materialien und Techniken. CMC (Ceramic Matrix Composites) sind die häufigste Form der Faserverbundkeramik. Dabei werden Carbonfasern geflochten, getränkt und in Hochtemperaturöfen gehärtet. Diese Teile sind leicht und ermöglichen durch spezielle Bauweisen eine Kühlung während des Betriebs. Zukünftig könnten CMC-Bauteile auch in Hyperschallflugkörpern und -gleitern eingesetzt werden, die Geschwindigkeiten von bis zu Mach 20 erreichen. Die Entwicklung dieser Systeme ist für Europa strategisch wichtig, da sie Kenntnisse in Aerodynamik, Thermalschutz und Steuerung erfordern.

ArianeGroup
ArianeGroup

Das von ArianeGroup am Standort Trauen entwickelte und hergestellte System, seit 40 Jahren das Standard-Rettungssystem auf allen deutschen U-Booten und anderer Marinen weltweit, funktioniert unabhängig von anderen Systemen an Bord und braucht keine mechanischen oder hydraulischen Anschlüsse, lediglich eine Kabelverbindung in der Tauchzelle. RESUS wird von einer Control and Test Unit im Kontrollraum des U-Boots gesteuert, die per Kabel mit Gasgeneratoren in den Ballasttanks verbunden ist. Wird das Rettungssystem ausgelöst, aktivieren pyrotechnische Ventile oder Zünder die Gasgeneratoren. Das von ihnen erzeugte Gas wird mit hohem Druck in die Tanks gepresst, sodass das Wasser entweicht und das U-Boot sich stabilisiert und Auftrieb bekommt.