Branche retten, nachhaltiger fliegen: Luftfahrt in der schwersten Krise

Berlin
• Nachfrage nach Flugzeugen und Dienstleistungen eingebrochen
• Unbürokratische, schnelle Maßnahmen zur Rettung der Branche notwendig
• Fliegen bleibt sicherste Art zu reisen
• Chance zum nachhaltigeren Fliegen nutzen
• Aufträge für Raumfahrt und militärische Luftfahrt jetzt entscheidend

Die Corona-Pandemie bedeutet die schwerste Krise der Luft- und Raumfahrtindustrie. Über 100.000 High-Tech-Arbeitsplätze in Deutschland und die strategische Autonomie des Landes stehen auf dem Spiel.

Der Bundesverband der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie e.V. (BDLI) ruft daher zu schnellen und unbürokratischen Maßnahmen auf, um die Zukunft dieser für die Exportnation Deutschland zentralen, systemrelevanten Branche zu sichern.

„Die Lage ist dramatisch. Wir sind über Nacht ein halbes Jahrhundert zurückgeworfen worden, was Reisen und internationalen Austausch anbetrifft“, so BDLI-Präsident Dirk Hoke. „Wir ziehen uns hinter unsere jeweiligen Landesgrenzen und in unsere Häuser zurück, wie wir es zu unseren Lebzeiten nie erlebt haben. Kurzfristig ist diese Isolation richtig. Mittel- und langfristig hat sie für unsere Gesellschaft, für unsere Wirtschaft und für unsere Politik gefährliche Auswirkungen.“

„Fliegen bleibt auch jetzt die sicherste Art zu reisen. Daher müssen wir schnell weg von den Reiseverboten,“ so der BDLI-Präsident. „Flugzeuge verfügen über die besten Filter, die Luft wird ständig ausgetauscht. Gemeinsam mit Flughäfen, Airlines und Behörden müssen wir jetzt die beschlossenen Maßnahmen umsetzen mit dem Ziel, die Risiken soweit es geht zu minimieren.“

Hoke führt weiter aus: „Die Krise sollte als Chance genutzt werden, um die Luftfahrt nachhaltiger zu machen. Wir brauchen Finanzierungsunterstützung für die Auslieferung fertiggestellter Flugzeuge. So ersetzen hocheffiziente Flugzeuge alte Modelle. Wenn wir dies nicht tun, werden Fluggesellschaften stornieren und nach der Krise alte, ineffiziente Modelle länger betreiben.“

Der BDLI-Präsident fügt hinzu: „Es ist von elementarer Bedeutung, dass geplante Aufträge in der Raumfahrt und der militärischen Luftfahrt jetzt erteilt werden, um die Auswirkungen der Krise nicht unnötig zu verschlimmern.“

„Wir erwarten für die Luftfahrtindustrie keine schnelle Erholung, sondern eine U-Kurve mit tiefem Tal“, sagt Reiner Winkler, BDLI-Vizepräsident Luftfahrt. Auch die Nachfrage nach Dienstleistungen wie Wartung und Instandsetzung, die einen erheblichen Teil der Wertschöpfung ausmachen, sei eingebrochen. Die Auswirkungen der Krise auf Airlines und Industrie sollten durch eine kontrollierte Wiederaufnahme des Luftverkehrs in den kommenden Monaten gemildert werden.

„Wir brauchen Exportbürgschaften sowie Finanzierungsunterstützung für den Absatz“, betont Winkler. „Dies umfasst eine Absicherung der Flugzeugfinanzierung und eine Erweiterung der Exportgarantien durch das Bundeswirtschaftsministerium.“ Gleichzeitig sollte die Förderung neuer Technologien verstärkt werden.

„Der Zusammenbruch des weltweiten Luftverkehrs bedingt ebenfalls eine dramatische Situation für unsere Zulieferkette, die in der gesamten Bundesrepublik beheimatet ist“, hebt Arndt Schoenemann, BDLI-Vizepräsident Ausrüstung und Werkstoffe, hervor. „Diese mittelständisch geprägten Unternehmen bluten in einem noch nie dagewesenen Tempo finanziell aus. Die aktuelle Situation stellt die Existenz vieler Unternehmen infrage.“ Schoenemann fordert: „Wir müssen diese strategische Industrie retten und die Liquidität sicherstellen. Nur so können Insolvenzen systemkritischer Unternehmen in unserer Schlüsselindustrie verhindert werden.“

Im Rahmen eines digitalen Mediengesprächs diskutierten heute in Berlin BDLI-Präsident Dirk Hoke, BDLI-Vizepräsident Luftfahrt Reiner Winkler, BDLI-Vizepräsident Ausrüstung und Werkstoffe Arndt Schoenemann und BDLI-Hauptgeschäftsführer Volker Thum über die wichtigsten Maßnahmen zur Rettung der Branche.