Treibstoff aus der Luft gewinnen
Die Technologie von Spitzner trägt den Namen Blancair. Die Idee: Windräder zur Stromerzeugung saugen Luft ein, filtern CO2 heraus und speichern es. Dafür befindet sich an den Spitzen der Rotorblätter eine Öffnung, die einen Sog entstehen lässt und die Luft in die Gondel führt. Dort adsorbiert ein Kollektor das CO2. Das Treibhausgas wird anschließend für die weitere Verwendung zwischengelagert, die CO2-freie Luft gelangt über die Rotorblätter wieder in die Umgebung. Der Effekt für die Atmosphäre ist vergleichbar mit der Aufforstung von Wäldern.
Klimaneutraler Kraftstoff
Der Clou: Um CO2 aus der Luft abzuspalten, braucht es hohe Energiemengen. Durch die Nutzung von Synergien können diese von der Windenergieanlage zur Verfügung gestellt werden, ohne deren Stromerzeugung negativ zu beeinflussen. Das aus der Atmosphäre rückgewonnene CO2 kann als Rohstoff im sogenannten Power-to-liquid-Verfahren direkt an der Windenergieanlage in klimaneutrales Methan umgewandelt werden. Die dafür benötigten Prozesse werden ebenfalls von der Anlage mit grünem Strom versorgt.
Das Methan kann anschließend direkt genutzt werden – oder die Grundlage für die Herstellung von Kraftstoffen bieten. Denkbar wären etwa Offshore-Windparks, in denen neben Strom auch Treibstoff hergestellt wird und die als Tankstelle für Schiffe dienen. Weitergedacht kann solch eine Anlage auch zur Produktion von synthetischem Kerosin für die Luftfahrt dienen.
Neben dem Klima sowie dem Luft- und Seeverkehr – deren CO2-Fußabdrücke mit PtL-Kraftstoffen aus den Windrädern sinken – profitieren davon auch die Windenergieanlagen: Die Windräder arbeiten effizienter, da die Rotorblätter für die neue Blancair-Technologie optimiert werden. Zudem kann der Luftstrom im Inneren der Rotorblätter die Lebensdauer dieser steigern und damit die Wartungskosten reduzieren.
Voraussichtlich Ende 2020 wird die Blancair-Technologie in einer bestehenden Industrieanlage getestet, die als Prototyp in Hamburg aufgebaut wird.