Sicherheit im Hosentaschenformat

Dass die Idee umsetzbar ist, beweist das Unternehmen aktuell anhand des sogenannten Hochauftriebssystems. Darunter versteht man die Klappen, die an der Vorder- und Hinterkante der Flügel bei Start und Landung per Motorkraft aus- und einfahren – ein rein mechanisches System. Auch das dazugehörige Backup System ist bisher rein mechanisch gelöst. Blockiert beispielsweise das Wellensystem im Flügel, das die Klappen bewegt, könnte die Welle brechen. Grund ist, dass der Motor sie weiterhin antreibt. Die Klappe am Flügelende wäre damit lose. Ein höchst gefährliches Szenario, das durch mechanische Sicherheitsvorkehrungen in Form von Bremsen verhindert wird.
Die smarte Alternative
Der berührungslose Sensor von Liebherr-Aerospace – der die Drehmomente der Welle laufend misst – macht das mechanische Backup überflüssig. Im Falle der beschriebenen Blockade meldet der Sensor dies an den Motor, der sofort stoppt und damit die Gefahr ausschließt, dass die Welle bricht. Wofür es bislang Geräte mit beträchtlichem Gewicht sowie entsprechend dimensionierter Struktur braucht, reicht künftig ein wenige Zentimeter großer Sensor.
Plus für die Wartung
Der neuartige Sensor eröffnet auch für die Wartung neue Möglichkeiten. Stichwort Health Monitoring: Schon im Flug misst das System den Zustand des Hochauftriebssystems – und meldet Auffälligkeiten gegebenenfalls an den Boden, wo die Vorbereitungen für den Check und die etwaige Reparatur schon getroffen werden können.
Liebherr-Aerospace wurde bei der Entwicklung der Sensoren von der Fachhochschule Kempten unterstützt. Erste Prototypen fliegen bereits. Bis die Sensortechnik die bestehenden Sicherungssysteme komplett ersetzt, werden indes noch ein paar Jahre vergehen. Wesentliches Hindernis: Die revolutionäre Technologie entfaltet ihr volles Potential nur in einem neuen Flügeldesign, wie es aktuell erst entwickelt wird. Danach werden die Sensoren Flugzeuge leichter und noch sicherer machen.