KW 2/2021

Gesellschaftlicher Nutzen

Mit Kabinenlicht die Corona-Genesung verkürzen

Warmes Licht mit einem hohen Rotanteil (links) wird zur Entspannung genutzt, während kühleres Licht mit einem hohen Blauanteil (rechts) die Aktivierung von Patienten und Mitarbeitern unterstützt.
Warmes Licht mit einem hohen Rotanteil (links) wird zur Entspannung genutzt, während kühleres Licht mit einem hohen Blauanteil (rechts) die Aktivierung von Patienten und Mitarbeitern unterstützt.
Die Corona-Pandemie verlangt dem Gesundheitssystem größte Anstrengungen ab. So wurde etwa in Berlin binnen weniger Wochen ein neues Corona-Behandlungszentrum aufgebaut. Mit bis zu 1.000 Betten kann das Zentrum die Kliniken im Ernstfall entlasten. Das Hamburger Luftfahrtunternehmen jetlite trägt mit intelligenten Lichtkonzepten dazu bei, dass Patienten sich wohler fühlen, schneller genesen und Ärzte und Pflegekräfte gesünder arbeiten können.

Dafür kommt eine von jetlite entwickelte Lösung zur Lichtsteuerung zum Einsatz. Der Clou: Die Lichttechnologie generiert verschiedene Beleuchtungsszenarien, die unterschiedliche Tageszeiten simulieren – sogenannte chronobiologisch wirksame Beleuchtung. Dabei wird beispielsweise durch warmes Licht die Entspannung gefördert, während kälteres Licht den Körper aktiviert. Dadurch verbessert sich das Wohlbefinden der Patienten und die Genesungszeit verkürzt sich.

Die Wirksamkeit der Lichtszenarien wurde über Studien unter anderem der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie der Charité Berlin belegt. Auch in einer Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik in Gracht wird die Beleuchtung bereits seit 2019 bei der Behandlung von Patienten mit stressbedingten Erkrankungen eingesetzt.

Spill-over aus der Luftfahrt

Der Ursprung der Innovation liegt in der Luftfahrt. jetlite hat das Konzept in den letzten drei Jahren entwickelt, um den Jetlag auf Langstreckenflügen zu reduzieren. Dabei helfen verschiedene Lichtszenarien, um die innere Uhr des Körpers auf die neue Zeit bei der Landung vorzubereiten. So startet beispielsweise bei einem Abflug am Abend nach dem Boarding ein Dinnerszenario mit gedämpftem Licht. Es schließt sich ein verkürztes Schlafszenario an, bei dem Passagiere sich optimal ausruhen können. Bevor die Reisenden das Flugzeug verlassen, werden sie dank einem Tagesszenario mit hellem, aktivierendem Licht wieder rasch fit.

Um bis zu drei Stunden kann der Jetlag damit reduziert werden. Reisende sind bei Ankunft ausgeruhter und passen sich schneller der neuen Zeitzone an. 2020 hat jetlite die Innovation noch um das System „Cabin X“ ergänzt. Mussten die Szenarien zuvor manuell eingestellt werden, errechnet nun ein Algorithmus die optimale Beleuchtung – abhängig etwa von Flugzeit, Flugrichtung und Zeitdifferenz zwischen Abflug- und Ankunftsort.

Gut angelegte Starthilfen

jetlite ist ein Paradebeispiel dafür, dass die staatliche Start-up-Förderung funktioniert.

Als kleines Unternehmen vor rund drei Jahren gestartet, kommt die innovative Lichttechnologie von jetlite heute bereits in verschiedenen Industrien zu Einsatz. Neben der Luftfahrtindustrie und dem Gesundheitswesen finden die Lichtsteuerungslösung auch in der Automobilindustrie und der Kreuzfahrtindustrie Anwendung. Denkbar ist zudem, die chronobiologisch wirksame Beleuchtung auch in Bürogebäuden oder Werkshallen ohne direktes Tageslicht zu nutzen, damit Mitarbeiter sich wohler fühlen und ihre Gesundheit unterstützt wird.