KW 10/2020

Gesellschaftlicher Nutzen

Mit Drohnen Operationszeiten verkürzen

Drohnen statt Blaulichtfahrzeuge können künftig den akuten Transport medizinischer Proben übernehmen – und die Patientenversorgung verbessern.
Drohnen statt Blaulichtfahrzeuge können künftig den akuten Transport medizinischer Proben übernehmen – und die Patientenversorgung verbessern.
Ein Krebspatient wird operiert, der Chirurg entfernt Tumorgewebe. Noch während der Narkose muss die Gewebeprobe von einem Pathologen untersucht werden. Das Problem: Die meisten Krankenhäuser haben keine eigene pathologische Abteilung mehr. Das Gewebe muss dann auf dem schnellsten Weg in eine andere Klinik gebracht werden. Oft ist der Transportweg über die Straße zu weit. Dann gehen die Proben erst nach der Operation zur Befundung – das Risiko einer erneuten OP steigt. Drohnen können in Zukunft Abhilfe schaffen. Das Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung (ZAL) hat dafür in Hamburg im Rahmen des Forschungsprojektes Medifly jüngst einen wegweisenden Testflug gestartet.

Die Strecke am 5. Februar 2020 war ambitioniert. Insgesamt sechsmal flog eine Drohne zwischen dem Bundeswehrkrankenhaus in Wandsbek-Gartenstadt und dem Luftlinie etwa fünf Kilometer entfernten Marienkrankenhaus in Hohenfelde. Und damit über städtischem Gebiet – wo jederzeit mit Polizei- oder Rettungshubschraubern zu rechnen ist – und innerhalb der Kontrollzone des Hamburger Flughafens. An den Drohnenbetrieb werden in punkto Sicherheit deshalb verschärfte Ansprüche gestellt. So musste im Vorfeld nachgewiesen werden, dass die automatisierten Flüge über bewohntem Gebiet und vielbefahrenen Straßen jederzeit zuverlässig erfolgen. Planungen und Abstimmungen insbesondere mit der Landesluftfahrtbehörde und der Flugverkehrskontrollstelle (DFS) am Hamburger Flughafen erstreckten sich entsprechend über mehrere Monate.

Start frei für intensive Erprobung

Mit durchweg positivem Ergebnis: Alle Probeflüge konnten erfolgreich absolviert werden. Zehn Minuten waren die Drohnen jeweils im Einsatz – und damit deutlich schneller als ein Krankenwagen, der die Gewebeproben im Ernstfall mit Blaulicht durch die Innenstadt transportieren würde. Die gewonnenen Erkenntnisse sind nun die Basis für einen mehrmonatigen Erprobungsbetrieb, bei dem weitere Faktoren für einen wirtschaftlichen Betrieb untersucht werden sollen.

Sechsmal startete die Drohne zum 5 Kilometer langen Flug zwischen dem Bundeswehrkrankenhaus in Wandsbek-Gartenstadt und dem Marienkrankenhaus in Hohenfelde – sicher und zuverlässig.

Ein Gemeinschaftsprojekt

Medifly ist ein vom Bundesverkehrsministerium gefördertes Gemeinschaftsprojekt. Dafür haben sich das ZAL Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung, FlyNex, die GLVI Gesellschaft für Luftverkehrsinformatik und  Lufthansa Technik zusammengeschlossen. Als assoziierte Partner sind zudem die Hamburger Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation sowie die beiden angeflogenen Krankenhäuser beteiligt.

Die Hansestadt ist beim Thema Drohnen Vorreiter: 2018 wurde sie als eine der ersten Städte in der Urban Air Mobility (UAM) Initiative der von der EU-Kommission unterstützten Europäischen Innovationspartnerschaft für Smart Cities (EIP-SCC) begrüßt. Hamburg ist damit offizielle Modellregion für die Erschließung ziviler Nutzungsmöglichkeiten von Drohnen- und anderen urbanen Luftverkehrstechnologien.