Durchbruch erzielt: Endlich mit Haifischhaut durch die Lüfte gleiten

Antworten auf extreme Bedingungen gefunden
Dass vier Jahrzehnte bis zum Durchbruch verstreichen mussten, liegt unter anderem an den Extrembedingungen in der Luftfahrt. AeroSHARK wird als Film auf die Flugzeugoberfläche geklebt. In der Luft muss er innerhalb von weniger als 30 Minuten Temperaturschwankungen von minus 60 bis plus 40 Grad trotzen und darf sich auch bei einer Geschwindigkeit von 900 km/h nicht lösen. Vorgängerfilme haben diesen herausfordernden Umwelteinflüssen nicht lange genug standhalten können – AeroSHARK hingegen schon.
CO2-Emissionen im Sinkflug
Lufthansa Cargo wird die Technologie nun als erste Airline weltweit ab Anfang 2022 auf ihrer gesamten Frachterflotte von zehn Boeing 777F einsetzen. Der Effekt ist erheblich: Die Haifischhaut reduziert den Reibungswiderstand um über ein Prozent. Jedes Jahr werden für die Frachterflotte damit rund 3.700 Tonnen Kerosin und fast 11.700 Tonnen CO2-Emissionen eingespart – das entspricht 48 einzelnen Frachtflügen von Frankfurt nach Shanghai.
Und das ist erst der Anfang. Die für Anfang 2022 geplante Ausbaustufe sieht vor, etwa 40 Prozent der Boeing 777F mit Haifischhaut zu verkleiden. Erklärtes Ziel des Unternehmens ist es jedoch, in den kommenden Monaten und Jahren die Zulassung für zusätzliche Flächen und Komponenten am Flugzeug zu erhalten und auch weitere Flugzeugtypen mit AeroSHARK zu versehen. Am Ende könnten Flugzeuge nahezu komplett im Haifischgewand fliegen und die CO2-Emissionen um bis zu drei Prozent senken!
Airlines aus aller Welt schauen nach Hamburg
Die Nachfrage ist erheblich. Auch, weil Bestandsflotten ohne besonderen Aufwand mit AeroSHARK nachgerüstet werden können. So hat Lufthansa Technik bereits Ende 2019 die untere Rumpfhälfte einer Boeing 747-400 mit 500 Quadratmetern während einer regulären Wartung beklebt. Das Flugzeug musste deshalb keinen Tag länger am Boden stehen – und hat – als erstes kommerzielles Flugzeug in der Geschichte der Haifischhaut-Forschung – eine ergänzende Musterzulassung von der EASA erhalten sowie anschließend das Einsparpotenzial in mehr als 1.500 Flugstunden zweifelsfrei validiert. Um diese Einsparungen auch angesichts üblicher Einflussfaktoren wie Wetter oder Flugrouten realistisch einschätzen zu können, hat Lufthansa Technik eine eigene Software-Lösung für Verbrauchsanalysen entwickelt.
Möglich wurde AeroSHARK als Teamleistung. Mit BASF wurde der richtige Partner gefunden, um die Filme in der geforderten Qualität für den Einsatz in der Luftfahrt herzustellen. In den vergangenen fünf Jahren haben rund 200 Mitarbeiter von den Lufthansa-Technik-Standorten Hamburg, Frankfurt, Sofia und Budapest daran mitgearbeitet. Immer wieder wurden Ergebnisse aus den BASF-Laboren mit der Wirklichkeit über den Wolken abgeglichen, indem kleinere Foliensegmente an Verkehrsflugzeuge angebracht wurden und sich über Tausende Streckenkilometer beweisen mussten. Dieses Trial-and-Error-Vorgehen brauchte einen langen Atem – und wurde bei AeroSHARK mit Erfolg gekrönt.