Das Gehirn des Flugzeugs

Die Entwicklung läuft unter dem Namen PureFlyt. Das System schließt eine wesentliche Lücke: Bislang müssen Piloten vor Abflug zahlreiche Daten per Hand in das FMS eingeben – etwa die Zahl der Passagiere, die Startmasse, die geplante Flughöhe oder mögliche Ausweichflughäfen. Das nimmt einige Zeit in Anspruch – obwohl die Daten bereits digital vorliegen, nämlich auf dem Electronic Flight Bag, einem Tablet-PC, mit dem der Pilot den Flug vorbereitet und plant. Ein Auslesen dieser Daten war bislang nicht möglich, da das FMS aus Sicherheitsgründen nach außen abgeschottet war.
Know-how von Hackern garantiert Sicherheit
Um die beiden Systeme sicher zu vernetzen, hat sich Thales die Unterstützung von „ethischen“ Hackern geholt. Die Cyber-Experten haben analysiert und simuliert, auf welche Weise ein FMS angegriffen werden kann – im Anschluss hat Thales Sicherheitsstrategien dagegen entwickelt. PureFlyt nutzt dabei auch Künstliche Intelligenz, um unregelmäßiges oder auffälliges Verhalten zu erkennen und das FMS im Ernstfall abzuschotten.
Das Ergebnis: Piloten können dank PureFlyt alle relevanten Daten mit einem Klick von ihrem Electronic Flight Bag auf das FMS hochladen. Zudem erhalten sie auch während des Fluges zusätzliche und hoch relevante Informationen. Beispiel Unwetter: Das Electronic Flight Bag erkennt deutlich früher mögliche Gewitter als das Wetterradar an Bord des Flugzeuges. Die Daten sendet es in Echtzeit an das FMS, das dann eine neue, optimierte Route errechnet. Es kann damit 5 bis 10 Mal schneller agieren als bisherige Systeme.
Meilenstein auf dem Weg zu mehr Automatisierung
PureFlyt erleichtert damit die Arbeit des Piloten erheblich und erhöht zudem die Sicherheit im Flugverkehr. Landezeiten können noch genauer bestimmt werden. Und durch die frühzeitige Optimierung von Routen sinken der Treibstoffverbrauch und damit die Treibhausgasemissionen um bis zu 4 Prozent.
Thales hat 2015 mit der Entwicklung von PureFlyt begonnen und es im November 2019 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Ab 2024 soll es für den realen Flugbetrieb einsatzbereit sein. Es eignet sich für Zivil- und Militärflugzeuge. Langfristig macht das deutlich autonomere PureFlyt-System es möglich, dass noch mehr Flugzeuge den begrenzten Luftraum nutzen, da Routen exakter und schneller berechnet werden.