KW 37/2020

Gesellschaftlicher Nutzen

Berührungslos gegen Viren

In der berührungsfreien Bordtoilette von Diehl Aviation muss kein einziger Schalter oder Hebel berührt werden.
In der berührungsfreien Bordtoilette von Diehl Aviation muss kein einziger Schalter oder Hebel berührt werden.
Reisebeschränkungen und -warnungen für weite Teile der Welt bestimmen seit Beginn der Corona-Pandemie unser Reiseverhalten. Insbesondere für den Luftverkehr ist das äußerst schwierig. Aber Fliegen bleibt auch jetzt die sicherste Art zu reisen, denn Flugzeuge verfügen über die besten Filter, die Luft wird ständig ausgetauscht: HEPA-Filter und vertikale Luftzirkulation führen dazu, dass die Luft alle drei Minuten ausgetauscht wird. All dies minimiert das Infektionsrisiko und macht die Kabinenluft extrem sauber. Flugzeughersteller erforschen Technologien, um den Gesundheitsschutz zusätzlich zu stärken: So etwa Diehl Aviation: An seinem Hamburger Standort entwickelt das Unternehmen berührungsfreie Bordtoiletten.

Die Vision: Vom Betreten der Toilette über das Betätigen der Spülung und dem Händewaschen bis hin zur Entriegelung der Tür muss kein einziger Schalter oder Hebel berührt werden. Das Prinzip ist nicht neu und in WCs am Boden in Teilen schon Realität. Doch der Einsatz im Flugzeug ist ungleich komplexer.

Besondere Ansprüche

So müssen die berührungslosen Sensoren im Flugzeug viel zuverlässiger funktionieren. Beispiel: Durch sporadische Fehlauslösungen der Spülung oder des Wasserhahns würde sich der Wassertank des Flugzeugs zu schnell entleeren – und ein leerer Tank kann gegebenenfalls zu einem Abbruch des Fluges führen. Aber auch die Sicherheitsanforderungen sind im Flugverkehr besonders hoch. Die berührungslose Toilette von Diehl Aviation erfüllt diese Anforderungen.

Innovation gegen Virengefahr

Neben den berührungsfreien Sensoren entwickelt Diehl Aviation weitere Innovationen für die virenfreie Bordtoilette. So forscht das Unternehmen an den Standorten in Nürnberg und in Gilching bei München an der Verwendung von LEDs, die desinfizierendes UV-Licht abstrahlen. So wären mobile Desinfektionsstationen für Oberflächen und dauerhafte Desinfektion des Frischwassers am Ort der Entnahme möglich. Zudem untersucht Diehl die Anwendung von antimikrobiellen Beschichtungen der Oberflächen im WC, um in Verbindung mit entsprechenden Flächendesinfektionsmitteln eine zuverlässige Virusbekämpfung sicherzustellen.

Eine weitere Innovation läuft unter dem Stichwort „Grey Water Reuse“. Die Idee: Abwasser vom Händewaschen wird für die Toilettenspülung genutzt. Damit könnte bei reduzierter mitgeführter Wassermenge mehr Wasser für gründlichere Händehygiene und die anschließende Spülung der Toilette zur Verfügung stehen. Derzeit laufen Studien zur Validierung des Konzepts.

Die Forschungsaktivitäten an der Bordtoilette der Zukunft starteten bei Diehl Aviation bereits deutlich vor der Corona-Krise. Die aktuelle Situation hat dem Thema noch einmal einen ordentlichen Schub gegeben. Schon im kommenden Jahr werden die ersten berührungsfreien Elemente am Markt verfügbar sein. Sie können dann in allen gängigen Flugzeugmodellen nachgerüstet werden – und Fliegen noch sicherer machen.